Quickie vom 7. Feb. 2021, eingestellt von StevenStgt
szene : stuttgart |
Die Räume in der Weissenburgstraße 28A stehen auch für
Kulturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Gern werden sie als Ort
für Kunstaustellungen, Lesungen und Aufführungen genutzt. Junge
Drag-Queens haben hier oft ihre ersten öffentlichen Auftritte,
Künstler_innen der Community ihre ersten Ausstellungen.
Die Räume
dienen als safe space dazu, mit Menschen derselben Orientierung oder
geschlechtlichen Thematik zwanglos ins Gespräch zu kommen, sind zugleich
Ort des Wissenstransfers und des persönlichen Ausprobierens. Gerade die
Möglichkeit, unterschiedliche Altersgruppen zu bedienen, fördert den
intergenerationellen Dialog und schafft Verständnis für die jeweilige
Lebenssituation.
War es anfangs noch umstritten, Heimat für
lsbttiq Menschen zu sein, hat sich der erste nichtkommerzielle Ort
inzwischen als wichtige Anlaufstelle entwickelt. Berührungsängste der
Mehrheitsgesellschaft, die zu Beginn der Einrichtung noch vorhanden
waren, weichen inzwischen einem guten Miteinander. Die zentrale Lage
ermöglicht es, die Räume auch tagsüber für Tagungen und Besprechungen zu
nutzen.
2016 konnte in Kooperation mit dem Fetz e.V., die für
die weibliche* Seite verantwortlich zeichnen, durch Beschluss des
Gemeinderats erstmals eine Beratungsstelle für schwule, bisexuelle und
queere Jungen* und Männer* eingerichtet werden. Weil die Räume in der
Weißenburgstraße 28 A dafür nicht geeignet waren, gründete der Verein
als Obermieter mit der IG CSD, dem Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg
und dem SV Abseitz eine Bürogemeinschaft. Dort siedelte sich auch
bereits 2016 das projektfinanzierte Unterstützungsprojekt für lsbttiq
Geflüchtete an. 2020 wurde die Beratungsarbeit durch weitere finanzielle
Mittel der Stadt ausgebaut. Weitere Räume für die Beratungsarbeit kamen
hinzu. Neben der Beratung für sbq Jungen* und Männer* gibt es jetzt
auch Beratung für Menschen aus den Bereichen transsexuell, transgender,
intersexuell und nicht-binär.
Schon 2010 engagierte die
Weissenburg sich auch im Bereich der Geschichtsforschung für lsbttiq.
Mit Hilfe einer Projektfinanzierung konnte eine Webseite erstellt
werden, die ca. 350 Opferschicksale überwiegend schwuler Männer aus
Baden-Württemberg dokumentiert (www.der-liebe-wegen.org). Eine weitere
Webseite befasst sich mit historischen Orten auch aber nicht nur der
NS-Verfolgung in Stuttgart (www.derliebewege.de). Aktuell arbeitet eine
Historikerin im Auftrag des Vereins an einer Dokumentation zur
Auffindbarkeit von lesbischen Frauen in der NS-Zeit in Psychiatrieakten.
Ein erstes Zwischenergebnis ist auf der Webseite des Hotels Silber
veröffentlicht (http://hotel-silber.de/?p=4419). Der Verein war 2019
wesentlich für die Gestaltung des Gedenktags des Landtags von
Baden-Württemberg für die homosexuellen Opfer des NS verantwortlich. Am
24. Januar hat der Verein eine virtuelle Buchbesprechung über die
Schwierigkeiten des Gedenkens über homosexuelle Opfer des NS in der
Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau durchgeführt. Die Veranstaltung ist auf
dem Youtube-Kanal des Vereins dokumentiert. (siehe hier:
https://youtu.be/62aEy378b1U)
Aktuell arbeitet der Verein auch an
einem Schulungskonzept, um Einrichtungen für Menschen mit körperlichen
und geistigen Einschränkungen für die Zielgruppe LSBTTIQ zu
sensibilisieren. Erste Ergebnisse sind Mitte des Jahres zu erwarten.
Außerdem ist der Verein vom Gemeinderat damit beauftragt, eine
Projektstudie für ein mögliches Regenbogenhaus in Stuttgart zu erstellen
(www.regenbogenhaus-stuttgart.de). Die Projektkoordination erfolgt über
die Gleichstellungsstelle der Stadt.
Unser Dank gilt der
Landeshauptstadt Stuttgart, die dem Verein gegen Widerstände sowohl aus
der Verwaltung als auch aus Teilen des Gemeinderats eine jährliche
Förderung seit dem Jahr 2000 ermöglicht hat. Von bescheidenen 10.000 DM
im Jahr hat sich die Finanzierung durch die Beratungs- und Projektarbeit
auf aktuell knapp 180.000 € erhöht.
weitere Infos »
www.zentrum-weissenburg.de